Studie der FH Burgenland

Was macht Corona mit unseren Winzern?

Ein Artikel von Redaktion | 03.12.2020 - 12:06

Mit den Ergebnissen Online-Befragung im August 2020 gelang es, die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die damit verbundenen Veränderungen und Schwierigkeiten für Weinbaubetriebe sichtbar zu machen. An der Befragung nahmen 148 Betriebe aus Niederösterreich, 73 aus dem Burgenland, 37 aus der Steiermark, fünf Betriebe aus Wien und weitere zwei aus den restlichen Bundesländern teil. „Das ist die erste Umfrage in dieser Art und Größenordnung“, so die Studienautoren Bettina König, Christian Pfeiffer und Marcus Wieschhoff von der FH Burgenland. Die Auswirkungen der Pandemie auf den österreichischen Weinsektor seien selbstverständlich enorm. Die größten Herausforderungen für die kommende Zeit sehen die Weinhersteller besonders im Preisdruck und verändertem Kundenverhalten.

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Welcher Anteil der verkauften Menge entfällt auf die jeweiligen Absatzkanäle? © FH Burgenland

Neues Absatzpotenzial im Online-Vertrieb
Etwa 84% der Betriebe verkaufen ihre Weine direkt über die Gastronomie an den Weinkonsumenten – nach dem Ab-Hof-Verkauf (97%) der am häufigsten genutzte Vertriebskanal. „Diese starke Abhängigkeit von der Vertriebsschiene Gastronomie wirkt sich während des COVID-19-Lockdowns besonders stark auf die Absatzmöglichkeiten der Weinhersteller aus,“ erläutert Wieschhoff, Studiengangsleiter des Masterstudiengangs Internationales Weinmarketing. Auch für die in der Studie befragten Weinbaubetriebe stellt nach wie vor der Ab-Hof-Verkauf die wichtigste Vertriebsschiene dar – hier werden 42% der Menge abgesetzt. Gerade aber der Absatz über diese Vertriebsschiene war zu Zeiten des Lockdowns ebenso unterbunden wie der Weinabsatz über die Gastronomie. Vielmehr wur- den Absatzkanäle wie der Online- oder der stationäre Lebensmitteleinzelhandel von Konsumenten für den Weinkauf im letzten halben Jahr vermehrt genutzt. Beide Vertriebsschienen werden vom Großteil der heimischen Winzer aber noch nicht voll ausgeschöpft. 45% der befragten Weinhersteller setzten im ersten Halbjahr 2020 keine Menge über den Online-Handel ab und nur 5% ihrer Absatzmenge kam über den Lebensmitteleinzelhandel zum Endkonsumenten.

Stabile Absatzpreise und höherer Lagerbestand
Die Geschäftslage und damit einhergehend die Absatzmenge wurden für das erste Halbjahr 2020 von mehr als 60% der Betriebe als schlechter eingestuft als im Vorjahreszeitraum. Interessant stellt sich aber die Tatsache dar, dass dies – nach Einschätzungen der befragten Betriebe – sich kaum auf die Preislage auswirken wird; 65% der teilnehmenden Weinhersteller schätzen die Absatzpreise mit als „saisonüblich“ ein. Erwartet wurde von mehr als 50% aller Betriebe zum Zeitpunkt der Befragung jedoch auch ein höherer Lagerstand als im Vergleichszeitraum des ersten Halbjahres.

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Vor welchen Herausforderungen stehen Sie aktuell und in naher Zukunft? © FH Burgenland

Suche nach neuen Absatzmöglichkeiten und steigende Kosten
In der Befragung wurde auch nach aktuellen Herausforderungen der Branche gefragt. Auch hier ist das prägende Thema COVID-19 – zum einen wird es als unmittelbare Belastung genannt, zum anderen ist es eine Ursache für weitere Hürden und Probleme. So wird das Erschließen neuer Absatzmöglichkeiten von 70 Betrieben noch vor dem Preisdruck (63 Betriebe) als dominierende Herausforderung gesehen. Beide Themen werden durch COVID-19 verstärkt.
Neben generell steigenden Kosten hat auch COVID-19 zu zusätzlichen Belastungen geführt. So entstehen Kosten durch die Einrichtung von Webshops, durch zusätzliche Rabattaktionen und durch die Beschaffung von Schutzausrüstung wie Masken und Desinfektionsmitteln.
27 Betriebe berichten von Schwierigkeiten bei der Personalsituation durch Grenzschließungen und Hygieneauflagen. Der Klimawandel wird mit 32 Nennungen als ähnlich wichtig wie ein hoher Lagerbestand und steigende Kosten bewertet.

Reaktion auf die Corona Krise
Die heimischen Weinbaubetriebe haben auf die aktuelle Situation reagiert. Viele Betriebe haben ihre Aktivitäten im Online-Verkauf verstärkt, eine ganze Reihe von Betrieben hat einen neuen Webshop eingerichtet. Um ausbleibende Umsätze aus Gastronomie und Fachhandel zu kompensieren, wurden verstärkt Rabatte gewährt oder die Lieferkosten bei Online Bestellungen erlassen. Ganz neue Wege sind viele Betriebe im Bereich der Verkaufsförderung mit dem Angebot von virtuellen Verkostungen gegangen.

Link zur Studie: https://www.fh-burgenland.at/fileadmin/user_upload/Pressemeldungen/2020/Weinwirtschaft_FHBGLD_Ergebnisse_1_2020.pdf