ÖWM-MARKETINGTAG 2020

Der neue Fahrplan der ÖWM

Ein Artikel von L. Sitavanc | 26.02.2020 - 14:21
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Abb. 1: Chris Yorke stellte sich den gut 550 Teilnehmern vor und präsentierte die Pläne der ÖWM

In einem kleinen Interview stellte sich Chris Yorke im Austria Center Vienna dem aufmerksam lauschenden Publikum vor. Der gebürtige Brite betreute zuletzt erfolgreich die neuseeländische Weinwirtschaft in Sachen Marketing und wurde erstmals durch eine Grüne-Veltliner-Verkostung in New York auf österreichischen Wein aufmerksam. Seither habe er eine besondere Affinität zum österreichischen Wein entwickelt.

Während Yorke seine Ideen präsentierte, strich er besonders die Schwerpunkte auf Herkunft, internationale Schlüsselmärkte und den Heimmarkt Österreich heraus. Zudem werde vermehrt auf Qualität, Umweltbewusstsein, internationale Marktanalysen und Themenführerschaft gesetzt. „Wir müssen vordergründig auf die Stärken des Weinlandes Österreich setzen“, betonte Yorke. Österreichs Weine weisen eine hervorragende Qualität auf und sind dank ihres unverkennbaren Stils auch international bekannt. Gemeinsam mit den heimischen Winzern will die ÖWM ihre Dachmarkenarbeit weiter verstärken und so die positive Wahrnehmung des österreichischen Weines weiter ausbauen. „Ganz besonders am Herzen liegt uns die Bindung der Winzer zur ÖWM, denn letztendlich sind ja wir ihre Anlaufstelle als Servicebetrieb“, hob Yorke hervor.

Mit Marktanteilen von 73% im Einzelhandel sowie 88% im Gastronomie- und Großhandelsbereich befindet sich Wein aus Österreich im Inland unangefochten an der Spitze. Diese Topposition gelte es zu halten und voranzutreiben, so Yorke. Die Basis dafür sollen eine weitere Profilierung der Weinbaugebiete und ein konsequentes Herkunftsmarketing sein. Aber auch die Exporte sollen weiter forciert werden, besonders in den höheren Preissegmenten muss Wein aus Österreich im Fachhandel und in der Gastronomie sein Potenzial voll ausschöpfen.

Ausblick 2020

Sabine Bauer-Wolf, Michael Zimmermann und Christian Zechmeister informierten über den Bereich der Kommunikation und Märkte sowohl national als auch international. Bauer-Wolf plauderte aus dem Kommunikations-Nähkistchen und stellte klar, dass die beste Kommunikation durch Bilder direkt von den Winzern erfolgt. Neben Bildern werde auch vermehrt auf Videos gesetzt. „212 Videos wurden 2019 produziert und online gestellt und konnten die Sichtkontakte im Social-Media Bereich damit um 73% im Vergleich zu 2018 steigern“, betonte Bauer-Wolf. Diese Art von Kommunikation komme beim Konsumenten gut an. In einem Bereich, wo man diese Kommunikationsart besonders gut nutzen kann, ist der Weintourismus. Michael Zimmermann unterstrich, hierbei handele es sich um einen viel zu wenig genutzten Bereich, jedoch mit großem Potenzial. Auch bei den Werbemitteln wurde ein Bedarf der Konsumenten festgestellt. Gebietsbroschüren sollen mit Zahlen, Daten und Fakten sowie mit Geschichten der Region Konsumenten und Weininteressierte in Zukunft genau über die Gebiete informieren.

Auch beim Projekt „Riedenkarten“ wurden Neuerungen von Susanne Staggl präsentiert. Erstmals habe man sich für die gedruckten Karten auf ein einheitliches Schema geeinigt. Die neuen gedruckten Riedenkarten werden ab Herbst 2020 erhältlich sein.

Die diesjährige VieVinum wurde von Alexandra Graski-Hoffmann angesprochen. Eine große Neuerung ist ein Match-Making-Tool, welches online zu Verfügung stehen wird. Eine kurze Erklärung: Aussteller und Fachbesucher können sich mit ihren konkreten Interessen registrieren und können so auch direkt in Kontakt treten. „Ziel ist es, für den Gast den persönlichen VieVinum-Besuch besser zu organisieren und den Winzern zu vermitteln, wer als Fachbesucher zu Gast ist“, erklärte Graski-Hoffmann. Ab 1. Mai startet die aktive Match-Making-Phase, in welcher gegenseitig Termine ausgemacht werden können. Mit Italien, speziell Südtirol und Sizilien, wurde auch das „Gastland“ der VieVinum vorgestellt. Die genaue Ausstellerliste wird in den nächsten Wochen von der ÖWM veröffentlicht.

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Abb. 2: Das Publikum lauschte interessiert den Präsentationen der Vortragenden

Analysen und Potenziale: Exportmarkt Deutschland

Den deutschen Weinmarkt gibt es nicht“, mit diesen Worten eröffnete Sascha Speicher vom Meininger Verlag seinen Vortrag. Er entschlüsselte Mythen, Märchen und Wahrheiten zum deutschen Weinmarkt. Neben dem idealen Weißwein-Profil und dass die Deutschen Schaumwein lieben, sprach Speicher auch über die Wichtigkeit des Fachhandels. Jede Metropole und jede Region habe einen speziellen Fachhandelsmarkt, der berücksichtigt werden sollte. Besonders positiv sei der Trend zur „Premiumisierung“, zu Bio, Nachhaltigkeit und Rückverfolgbarkeit sowie dass große internationale Marken an Bedeutung verlieren. Ein authentischer Auftritt, eigenständige Weine, klare Botschaften und vor allem Top-Qualität seien laut Speicher Erfolg bringend.

Vorsprung durch Social Selling

Durch Digitalisierung ändert sich ein jeder Bereich im Unternehmen, so auch das Sales- und Vertriebsmanagement. Social Selling stellt in diesem Bereich eine neue Chance dar, altbewährte Methoden mit den neuen Möglichkeiten der Sozialen Medien zu verbinden. „78% der „Social Seller“ übertreffen die Verkaufsergebnisse ihrer analogen Kollegen“, stellte Sandra Stichauner klar. Fazit: Social Selling ist in aller Munde, Verkaufsziele können umgesetzt werden, ein nachhaltiges Vertrauen zum Kunden wird aufgebaut. Ein Weingut kann sich so modern und zukunftsorientiert positionieren.

Exportförderungen im Marketingplan

Um neue Märkte zu erschließen, sind meist längerfristige Kosten in Kauf zu nehmen bis erste Umsätze generiert werden können. Ein guter Marketingplan, gepaart mit entsprechenden Exportförderungen, kann einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil in den internationalen Märkten bringen. Jeder Winzer mit Aktivitäten in Drittlandsmärkten kann von den zwei bestehenden Exportförderungen profitieren. Sowohl die Go-International Förderung (WKO) als auch die Drittlandsförderung der EU sehen 50% Förderung der Kosten vor. Michael Zimmermann merkte an, dass ein Förderantrag eine längerfristige Planung des Förderwerbers bedarf, jedoch der Winzer durch dieses professionelle Vorgehen auch Vorteile bei den Geschäftspartnern erreichen kann. #