Ein nachhaltiger Lebensstil kommt heute ganz ohne Wollsocken- und Vollbart-Klischee aus. Im Gegenteil: Nachhaltigkeit, wie sie ein großer Teil der Gesellschaft heute lebt, macht Spaß, ist ästhetisch und genussorientiert. Damit haben die Nachhaltigkeit und der österreichische Weinbau schon vieles gemeinsam. Bereits vor rund acht Jahren hat der Österreichische Weinbauverband dieses Thema als Vorreiter in der österreichischen Landwirtschaft erkannt. Mit dem Gütesiegel „Zertifiziert Nachhaltig Austria“ wurden neue Maßstäbe für bewussten Genuss gesetzt. Das Gütesiegel ist aktueller denn je, der Trend zur Nachhaltigkeit nimmt zu. Es ist eine große Chance für die heimischen Winzer. Der Öster-reichische Weinbauverband setzt daher bewusst einen Schwerpunkt rund um das Gütesiegel „Nachhaltig Austria“.
Nachhaltigkeit im Weinbau
Der Duden beschreibt Nachhaltigkeit als ein „Prinzip, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, regenerieren, künftig wieder bereitgestellt werden kann”. Eine Herangehensweise, die für die Winzerschaft Österreichs nichts Neues darstellt. Denn allein die Tatsache, dass die vorhandenen Anbaugebiete beschränkt sind, macht es erforderlich, so zu wirtschaften, dass die Öko-systeme der Weinberge erhalten bleiben. Wer das in seiner täglichen Arbeit bewusst beherzigt, für den ist es zum Zertifikat für nachhaltigen Weinbau nicht mehr weit. „Ein Großteil der österreichischen Weinbaubetriebe setzt bereits zahlreiche nachhaltige Maßnahmen um. Sie gelten längst als „Standardmethoden“ im Weingarten. Diese internationale Vorreiterrolle der österreichischen Winzer bringt marktwirtschaftliche Vorteile. Das Zertifikat bietet die Grundlage dafür“, so Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager.
Zertifikat „Nachhaltig Austria“
Seit 2015 ermöglicht der Österreichische Weinbauverband allen Weinbaubetrieben, die sich mit einer nachhaltigen Wirtschaftsweise beschäftigen, sich mit dem Standard „Nachhaltig Austria“ zertifizieren zu lassen – wissenschaftlich fundiert, aber dennoch einfach in der Handhabung. Das bestätigt auch Rudi Hofmann. Als einer von über 80 Winzern hat er den Zertifizierungsprozess bereits erfolgreich abgeschlossen. „Mit dem Online-Fragebogen und individuellen Vorschlägen zur Verbesserung ist der Prozess transparent und der Aufwand kalkulierbar. Fakt ist, dass Bereiche wie z.B. Soziales oder Ressourcenproduktivität in einer Biozertifizierung nicht darstellbar sind. Diese werden in Nachhaltig Austria sehr wohl erfasst und sind ein elementarer Bestandteil gesellschaftlicher Grundbedürfnisse und somit von hoher Relevanz für den Konsumenten“, so Hofmann.
Aspekte der Nachhaltigkeit auf dem Prüfstand
Im Zertifizierungsprozess liegt das Augenmerk auf allen drei Säulen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Alle Maßnahmen in Weingarten und -keller werden nach den ökologischen Kriterien Klima, Energie, Boden, Wasser, Biodiversität und Materialverbrauch bewertet. Aber auch die Qualität steht am Prüfstand, genau so wie ökonomische und soziale Aspekte, wie z.B. die Frage des Umgangs mit Arbeitskräften.
Wer überprüfen möchte, wie nachhaltig der eigene Betrieb heute schon wirtschaftet, kann das vorab ganz einfach Online – auch völlig anonym – machen: Mit nur einem Klick auf den Button „Login Nachhaltig Austria“ auf www.weinbauverband.at können Sie den Online-Fragebogen ausfüllen. Bei jeder Maßnahme erstellt das Programm Erläuterungen und Informationen, wie diese auf verschiedene Nachhaltigkeitskriterien wirkt und generiert Vorschläge für konkrete Verbesserungen.
Der Weg zum Zertifikat
Von der Online-Überprüfung zur Zertifizierung ist es nur mehr ein kleiner Schritt. Mit der vollständigen Ausfüllung der Daten über den vergangenen Jahrgang kann über den Button „Zertifizierung einreichen“ eine Zertifizierung beantragt werden. Da die erforderlichen Daten großteils im Betrieb vorliegen, ist das ohne zusätzlich großen Aufwand möglich. Im Zuge des Zertifizierungsvorganges ist eine Identifizierung erforderlich und eine Auswahl zu treffen, welche Kontrollstelle (lacon oder agroVet) das Audit vornehmen soll. Die Einreichfrist endet mit 31. Mai 2019.
Weinbaubetriebe müssen sich nur alle drei Jahre, Weinhandelsbetriebe und Genossenschaften alljährlich einer Zertifizierung stellen. Für die Kontrolle werden 330 Euro eingehoben. In diesem Betrag sind zwei Kontrollstunden enthalten. Jede weitere Kontrollstunde kostet 88 Euro brutto. Für die Software und das Logo werden bei Betrieben bis 50.000 l jährlich 100 Euro und darüber 200 Euro eingehoben. Traubenproduzenten bezahlen keine Lizenzabgabe.
Vorteile im Handel und Export
Das Gütesiegel „Nachhaltig Austria“ bietet eine einzigartige, kostengünstige und zukunftstaugliche Diversifizierung am Markt. Denn: Moderne Konsumenten wollen heute nicht nur hohe Qualität genießen, sondern auch wissen, woher die Produkte stammen und unter welchen – auch sozialen – Bedingungen diese hergestellt werden. Besonders international spielt Nachhaltigkeit eine immer wichtiger werdende Rolle. Die exportierenden Betriebe wissen um die steigende Nachfrage an nachhaltig produziertem Wein. Auch der heimische Lebensmitteleinzelhandel hat in vielen Bereichen Nachhaltigkeitskonzepte entwickelt – und fordert entsprechende Produkte bei den Produzenten ein. Wer den Nachhaltigkeits-Trend nicht verpassen möchte, sollte jetzt keine Zeit verlieren und noch bis 31. Mai 2019 die Zertifizierung beantragen.
Infos: info@nachhaltigaustria.at
Ing. Claudia Zinner, MSc, Kommunikationsbüro für Landwirtschaft