Ein fruchtbarer Boden ist nichts weniger als unsere Lebensgrundlage. Menschen, die in der Landwirtschaft tätig sind, wissen seit Generationen, dass die nachhaltige Fruchtbarkeit ihrer Äcker und Fluren überlebensnotwendig ist. Der Boden ist eine heikle Ressource, um einige Zentimeter fruchtbaren Bodens zu bilden, sind hunderte von Jahren notwendig. Durch die fortschreitende Technisierung der Produktion ist diese Betrachtungsweise zusehends in den Hintergrund gerückt. Erst das Auftreten unmittelbarer Probleme wie Erosion und Verdichtungen haben wieder zum Umdenken geführt. Nicht zuletzt hat das österreichische Programm für eine umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL) wesentlich dazu beigetragen. Die Reduktion der Erosion, die Vermeidung von Bodenverdichtungen, die Herstellung einer ausgeglichenen Nährstoffbilanz und die Steigerung des Humusgehaltes sind die wesentlichen Ziele, die mit dem ÖPUL im Hinblick auf einen funktionierenden Boden erreicht werden sollen. Dies gilt im wesentlichen Maße auch für eine Dauerkultur wie den Weinbau. Die Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) hat versucht, in einer Studie die Auswirkungen des ÖPUL auf den Boden qualitativ und quantitativ zu erfassen. Dies ist auch notwendig, da den maßgeblichen Geldgebern des ÖPUL-Fördertopfes, vor allem der Europäischen Union, die Auswirkungen der geförderten Maßnahmen dargestellt werden müssen.
Bodenerosion verhindert
Bei der Betrachtung der Ergebnisse muss grundsätzlich unterschieden werden zwischen dem Weinbau im nordöstlichen Flach- und Hügelland (Weinbau in Niederösterreich und Nordburgenland) und zwischen dem Weinbau im südöstlichen Flach- und Hügelland (Weinbau in der Steiermark und Südburgenland). Der gravierendste Unterschied sind die höheren durchschnittlichen Niederschlagsmengen im Süden. Die augenfälligste Auswirkung des ÖPUL im Weinbereich ist wohl mit der Maßnahme „Erosionsschutz Wein“ zu verzeichnen. Bodenerosion auf Hanglagen ist eine der problematischsten Schäden. Nicht nur, dass es durch Niederschläge zu enormem Bodenverlust am Hang und Vermurungen in den Talsohlen kommt, ist auch eine massiven Verarmung der organischen Substanz (Humus) zu verzeichnen, die sich über Jahrzehnte gebildet hat. Durch die Erosionsschutzmaßnahmen im Weinbau konnte der Bodenabtrag um 85% reduziert werden. Ein weiterer Problemkreis, besonders für Dauerkulturen, sind Bodenverdichtungen durch ständiges Befahren an derselben Stelle. Ein durch Begrünung stabilisiertes Bodengefüge ist in der Lage Verdichtungen zu verhindern.
Nährstoffe im Lot
Ausreichende Pflanzenverfügbare Gehalte an Nährstoffen, speziell Phosphor und Kalium, sind wesentlich für das Ertragsvermögen (Fruchtbarkeit) von Böden. Zu hohe Nährstoffgehalte durch Überversorgung sind aber unwirtschaftlich und belasten sowohl Oberflächen- als auch Grundwasser. Bedarfsorientierte Düngung ist nur dann gewährleistet, wenn sie durch regelmäßige Bodenuntersuchungen überprüft wird, wie sie in der Integrierten Produktionsweise im ÖPUL (IP Wein) vorgeschrieben war. Speziell die hohen Phosphor- und Kaliumgehalte in den Weingärten des nordöstlichen Flach- und Hügellandes sind in den letzten zwei Jahrzehnten signifikant zurückgegangen. Die hohe Versorgung war bedingt durch die hohen Düngungsempfehlungen nach Einführung des Mineraldüngereinsatzes. Die hoch versorgten Standorte (Stufe E) wurden in den letzten zwei Jahrzehnten halbiert. Andererseits sind im südöstlichen Flach- und Hügelland die Hälfte der Weingärten mit Phosphor niedrig versorgt. Hier ist es durch begleitende Bodenuntersuchungen notwendig, diese Weingärten gezielt zu versorgen.
Humusgehalt gesteigert
Der optimale Humusgehalt des Bodens ist eine wichtige Voraussetzung für eine nachhaltige landwirtschaftliche Produktion. Als Mindestgehalte gelten je nach Schwere des Bodens Humusgehalte zwischen 2 und 3%. In den Weingärten des niederösterreichischen Flach- und Hügellandes konnte eine Steigerung des Humusgehaltes um durchschnittlich 0,2% erreicht werden. Der noch immer relativ geringe Mittelwert von 2,3% in diesem Gebiet liegt in der niedrigen Ausgangslage der Weingärten durch jahrzehntelanges Offenhalten der Weingartenböden.
Die Ergebnisse zeigen deutlich die positiven Auswirkungen der ÖPUL-Maßnahmen in den letzten 15 Jahren, weswegen auch in einem zukünftigen ÖPUL Maßnahmen zum Erosionsschutz und Bodengesundung in Österreichs Weingärten gerechtfertigt sind.