Biologischer Weinbau boomt in den letzten Jahren. Bereits mehr als 500 Weinbaubetriebe bewirtschaften knapp 2.500 ha Rebfläche nach einer biologischen Wirtschaftsweise. Dabei wird zwischen organisch-biologischem und biologisch-dynamischem Anbau unterschieden. Die beiden Richtungen unterscheiden sich grundlegend, beide müssen aber der allgemeinen EU-Richtlinie über den biologischen Anbau (EU-VO 2092/91) und den spezifischen österreichischen Bestimmungen im Lebensmittelbuch (Codex) genügen. Ein genauer Vergleich dieser beiden biologischen Wirtschaftsweisen auch mit der integrierten Produktion findet sich in der Winzer-Ausgabe 02/2008.
Bio im Keller?
Man spricht zwar langläufig von "biologischem Wein", korrekt ist aber die Bezeichnung "Wein aus biologischer Landwirtschaft" oder aus "ökologischem Anbau". Der Grund liegt darin, dass ja nur die Trauben im Weingarten nach biologischen Grundsätzen produziert werden, die Weinverarbeitung aber weitgehend konventionell erfolgt. Wobei darauf hingewiesen wird, dass manche Bioverbände auch Vorgaben für die Weinverarbeitung machen. Auch in der EU wird derzeit über eine Erweiterung der VO 2092/91 in Richtung Vorgaben für die Weinbereitung diskutiert. Ob dann auf dem Etikett tatsächlich "biologischer oder ökologischer Wein" angegeben werden darf, ist noch offen.
Mehraufwand notwendig
Vielfältig sind wahrscheinlich auch die Motive, die Betriebe veranlassen, auf biologischen Anbau umzustellen. Für viele ist es wohl die ehrliche Überzeugung, nach dieser Wirtschaftsweise "im Einklang mit der Natur" zu wirtschaften. Für manche ist es vielleicht auch eine Art Neugier, zu überprüfen, ob mit dieser Wirtschaftsweise wirklich andere Weinqualitäten erzeugt werden können, komplexere Weine, terroirgeprägte Weine. Und für wieder andere ist es vielleicht ein zusätzliches Argument in der Vermarktung, wenn sie dem Konsumenten Wein aus biologischem Anbau anbieten und sich dadurch vom Mitbewerb abheben können. Welche Motive es auch sind, eines sei jedem Umsteller aber ins Stammbuch geschrieben: Wenn man sich mit dieser Wirtschaftsweise nicht voll identifiziert und nicht bewusst auch einen Mehraufwand in Kauf nimmt, wird es nicht funktionieren. Denn auch für Bio gilt: Nur aus gesundem Traubengut kann guter Wein erzeugt werden. Jedem Interessenten sei jedenfalls das Praxishandbuch "Bioweinbau" von Ilse Maier ans Herz gelegt.
Zertifizierung
Der "integrierte Weinbau" ist eine Produktionsmethode, die das Agro-Ökosystem Weingarten einer Gesamtbetrachtung unterzieht und alle gesetzten Pflegemaßnahmen miteinbezieht. Durch Beobachtung und Aufzeichnungen werden nur jene Maßnahmen gesetzt, die für einen gesunden und vitalen Weingarten notwendig sind, und es wird gleichzeitig versucht, Nützlinge im Weingarten zu schonen. Seit über 10 Jahren wird die "integrierte Produktion" im Rahmen des ÖPUL gefördert. 4.560 Weinbaubetriebe nehmen an dieser Maßnahme teil. Es besteht kein Zweifel, dass durch eine derartige flächendeckende Bewirtschaftung nach integrierten Vorgaben ebenfalls ein Beitrag für die Umweltbilanz geleistet wurde und geleistet wird. Vielfach besteht der Wunsch, diesen "umweltgerechten" Weinbau auch näher an den Konsumenten heranzuführen. Aus diesem Grund bietet der Österreichische Weinbauverband in Zusammenarbeit mit einer Kontrollfirma eine diesbezügliche Zertifizierung an. Weinbaubetriebe, die IP-Weinbau betreiben, können sich ab heuer durch die anerkannte Kontrollfirma SGS auf die jährliche Einhaltung der Vorgaben der integrierten Produktion prüfen lassen und erhalten aufgrund dieser Prüfung ein entsprechendes Zertifikat. Dieses Zertifikat kann durchaus auch als Verkaufshilfe dienen, um zu dokumentieren, dass nach umweltgerechten Richtlinien Trauben produziert werden (siehe Beitrag in dieser Ausgabe).