Die von Gerhard Retter initiierte „Wöschmeisterschaft“, ein ausschließlich der Sorte Welschriesling gewidmeter Bewerb, ging in diesem Jahr in die vierte Runde. Mehr lesen ...
Die beiden Weinorte Rust und Göttlesbrunn verbindet die Bernsteinstraße, eine der bedeutenden Handelsstraßen der Antike. Dort agieren seit Jahrzehnten die befreundeten Weinbaubetriebe Wiederstein (Göttlesbrunn) und Schröck (Rust). Bei den regelmäßigen Treffen werden weinbauliche Fragen intensiv diskutiert – auch von der jüngeren Generation. Dabei hat es ihnen die alte ungarische Rebsorte Hárslevelű (Lindenblättriger) besonders angetan. Die Sorte, die traditionell im Tokayer zu finden ist, reift spät und könnte aufgrund höherer Säurewerte eine Antwort auf den Klimawandel sein. Wie sehr transportiert sie ihre Herkunft, den Boden, auf dem sie wächst, und das Klima, in dem sie gedeiht? Wie sehr beeinflussen der Kellermeister, der Winzer mit seinem Können und seiner Erfahrung den Wein? Viele Fragen, auf die das Gemeinschaftsprojekt Antworten geben sollte.
Welchen Einfluss haben Standort und Vinifizierung?
Winzerinnen Heidi Schröck und Birgit Wiederstein bei der Vorstellung der spannenden Verkostungsserie zum Vergleichen © Anna Palige
Ein Plan war schnell erarbeitet – Ausgangspunkt sind Weingärten in Rust und Göttlesbrunn, die im Jahr 2012 gepflanzt wurden. Die händische Lese vom Hárslevelű fand am selben Tag in Rust wie in Göttlesbrunn statt. Eine Kiste mit etwa 400kg Trauben kam von Göttlesbrunn nach Rust. Und eine Kiste wurde aus Rust nach Göttlesbrunn mitgenommen. Nach einer kurzen Maischestandzeit startete man an beiden Standorten die Pressen, vergor spontan in Fässern (mit BSA) und beinahe zeitgleich, im Frühling 2025, wurden die Flaschen gefüllt. An diesem Projektende stehen nun vier Flaschen, die einladen, sich den Themen Sorte, Jahrgang, Herkunft und Terroir sowie der Vinifizierungshandschrift der Winzer anzunähern.
Das Pokerspiel – denn das Spielerische darf beim Projekt nicht zu kurz kommen – stand Pate beim Design der Etiketten. Mit Herz, Karo, Pik und Kreuz wurden die einzelnen Weine gekennzeichnet. So lässt sich nachvollziehen:
➤ Wie schmeckt Hárslevelű 2024 in Rust gewachsen und von Heidi Schröck & Söhne vinifiziert? ♥
➤ Wie schmeckt Hárslevelű 2024 in Göttlesbrunn gewachsen und von Heidi Schröck & Söhne vinifiziert? ♦
➤ Wie schmeckt Hárslevelű 2024 in Rust gewachsen und von Birgit Wiederstein vinifiziert? ♣
➤ Wie schmeckt Hárslevelű 2024 in Göttlesbrunn gewachsen und von Birgit Wiederstein vinifiziert? ♠
„Four of a Kind“ zum Nachverkosten
Am Freitag, den 13. Juni, gab es die Weine des einzigartigen Projekts „Four of a kind“ erstmals öffentlich zu verkosten. Im lauschigen altehrwürdigen Hof der Familie Schröck in Rust konnten die Gäste der alten ungarischen Sorte Hárslevelű auf den Grund gehen. Wie schmeckt sie? Ist die Handschrift der Winzerinnen erkennbar? Darüber musste sich jeder seine eigene Meinung bilden. Die Verkostung in Rust sorgte auf jeden Fall für intensive Diskussionen. Bekanntlich lässt sich über Geschmack nicht streiten, doch kann festgestellt werden: Viel Geschmack für nur 12%vol (Göttlesbrunn) bzw. 12,5%vol (Rust). Der Standort hinterlässt also Spuren, jeder Wein hat eine eigene Identität. Die Weine waren zum Teil noch deutlich trüb, zum Teil hefig. Im Duft attraktive Assoziationen nach Quitten und Birnen, zum Teil auch Heu – generell vielschichtig.
Mit einer feinen Säure geht es ins anregende Finale. Für Interessierte: Die Weine sind in einem Viererkarton direkt bei den Winzerinnen zu erwerben. Vermarktet wird die „limited edition“ um 59,40 €.