Da das Stift Klosterneuburg mit 4 Tonnen St.-Laurent-Trauben noch materielle Aushilfe bot, konnte auch eine repräsentative Traubenmenge verarbeitet werden. Und gerade angesichts des heurigen Lesejahrs konnte die Maschine demonstrieren, was sie kann – oder auch nicht.
Wie funktioniert eine optische Sortierung?
Das zu sortierende gerebelte Material kommt auf ein schnelllaufendes Förderband, wird dann von einer Kamera fotografiert und durch den Computer beurteilt. Entsprechen die Beeren bzw. Teile nicht den vorher gemachten Vorgaben, werden sie beim „Abflug“ am Bandende von einer oberhalb angebrachten Luftdüsenleiste nach unten herausgeblasen, während die guten Beeren geradewegs weiter in die Übernahme gelangen.
Die Eindrücke
Was als Erstes positiv auffiel: Nach der Anlieferung dauerte es nur eine halbe Stunde, bis die ganze Anlage aufgebaut, konfiguriert und arbeitsbereit war, stundenlange (schon erlebt) Einstellungen waren nicht nötig. Das Gerät bietet eine sehr übersichtliche Menüführung, die anhand von Symbolen relativ leicht zu erraten ist. Verschiedene Selektionsparameter können ausgewählt werden, wie beispielsweise nur Fremdteile, kleine Beeren, verformte Beeren, unterschiedliche Farbtöne, Fäulnisbefall. Je nach gewählter Selektionsstärke variiert natürlich die Leistung und der Ausschuss, so wurden in der „schärfsten“ Selektionsstufe ca. 5% des Materials ausselektiert, während in der „einfachen“ Stufe nur ca. 2% per Luftstrahl aus dem Traubenmaterial eliminiert wurden.
Technische Weiterentwicklung
Was unterscheidet das Gerät von der ersten Pellenc-Generation? Am augenfälligsten ist der Einsatz eines gerippten Förderbandes im Gegensatz zu der in der ersten Generation verwendeten Kunststoffseile. Das Förderband wird auf der Unterseite permanent per Reinigungsdüsen gewaschen und gebürstet, damit eine vollkommen saubere Oberfläche für die optische Beurteilung zur Verfügung steht. Die Leistung bei dieser Vorführung betrug ca. 2½ bis 3 t/h, je nach Selektionsschärfe konnte ein sehr befriedigendes Ergebnis erzielt werden. Dazu sei gesagt: Es wurden nur Rotweintrauben verarbeitet. Bei geringer Selektionsschärfe (2% Ausschuss) lässt sich die Leistung sogar bis auf 10 bis 12 t/h optimieren, gibt der Hersteller an.
Was kostet es?
Der Wermutstropfen: Ab 60.000 € für die „Selectiv’Proces Vision II“ ist man dabei, dazu kommen natürlich noch die Kosten für die Peripherie (Zuführung – Vibrationstische, Förderbänder, Rebler), sofern diese nicht bereits vorhanden ist. Ein Kostenbereich, der also nicht gerade für Kleinbetriebe interessant ist, jedoch bei großen Betrieben, die auch mit Erntemaschinen arbeiten, ein Thema sein kann.
In Österreich sind derzeit insgesamt rund 5 optische Sortiergeräte in Betrieb. In Gebieten, wo die Selektion seit je her Tradition hat, wie Bordeaux und Burgund, laufen bereits zahlreiche Anlagen. Der Vertrieb in Österreich erfolgt über die Korneuburger Firma Hammerschmied.
Resümee
Wenn man wetter- oder personalbedingt nicht die Zeit hat, im Weingarten zu selektieren, muss dies bei der Übernahme erfolgen. Wie, das entscheidet die Betriebsgröße und die – oft immer schwieriger werdende – Personalsituation. Eine maschinelle Alternative ist dann überlegenswert – und gerade das heurige Jahr ein Denkanstoß.
DI Robert Steidl, Leiter Kellerwirtschaft HBLA/BA Klosterneuburg