Nach guter alter Tradition eröffnete Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager mit einem Resümee zum frischen Jahrgang. Der goldene Oktober habe die Herausforderungen des Jahrgangs (einerseits Pilzdruck, andererseits Trockenheit) beinahe vergessen lassen. Mit einer Menge von 2,4 Mio. hl handle es sich um eine Durchschnittsernte, stabile Verhältnisse am Markt können erwartet werden, so Schmuckenschlager.
Lage der Weinwirtschaft
Weinbestand: Aufgrund der durchschnittlichen Ernten in den vergangenen vier Jahren bleibe das Niveau des Weinbestands nahezu unverändert und auf hohem Niveau (Tab. 1). Demgegenüber stehe aber eine konstante Nachfrage. Man frage sich aber, wo dieser Bestand mengenmäßig liegt.
Erzeugerpreise Fasswein: Der preisliche Aufwärtstrend seit dem Tiefpunkt in 2019 hält an, gleichzeitig sei man aber auch mit gestiegenen Produktionskosten konfrontiert (Abb. 1). Seitens des Auslands drohe kein Marktdruck, da in der EU sich eine durchschnittliche Ernte abzeichnet, weltweit ebenso.
Ein-/Ausfuhr von Wein: Erstmals ist (2022) mehr Wein exportiert wie importiert worden. Der deutlich gestiegene Wert (sowohl beim Im- als auch beim Export) spiegelt das von 2020 auf 2021 gestiegene Preisniveau wider.
Neue Marktordnungen: Die neuen Regeln der Gemeinsamen Agrarpolitik gelten ab 1. Jänner 2023. Die für Österreich relevanten Schwerpunkte liegen für Schmuckenschlager bei der Nährwertkennzeichnung und Zutatenliste. Hier forderte die EU zur Selbstregulierung auf, mittlerweile sind die Bestimmungen aber Teil der Marktordnung. Es werde noch diskutiert, zum Schluss soll es aber einfache Regeln für alle geben. Bedeutet, eine Nährwertkennzeichnung in Form der Angabe des Energiegehalts (einfach zu berechnen) bzw. die Zutatenliste zur Gänze in elektronischer Form.
Förderungen: Der Wein wird in den allgemeinen GAP-Strategieplan integriert. Davon abgesehen: Die aktuellen Maßnahmen wie Umstellungs-, Invest.- und Absatzförderung bleiben mit einem Jahresbudget von 13,2 Mio. € bestehen. Die Umsetzungsverordnung für Österreich werde derzeit ausgearbeitet. Im Rahmen des ÖPUL-Programmes erreichte der Weinbauverband den Entfall der Kombinationsverpflichtung und eine flexiblere Auslegung diverser Vorschriften. Förderhöhen: Erosionsschutz (rund 200€/ha), Herbizidverzicht (250€/ha), Insektizidverzicht (250€/ha). Die biologische Bewirtschaftung bildet weiterhin eine eigene Maßnahme (700€/ha).
Weinrechts-Sammelverordnung: Erneut sind eine Sammel-VO mit vielen Punkten zu DAC-Gebieten (neu DAC Thermenregion), Sekt-VO („Klassik“ verboten) und das heikle Thema „Lagenklassifizierung“ fällig. Letztere schaffe die gesetzliche Grundlage, um einen möglichen privatrechtlichen Wildwuchs zu verhindern. Es sei eine Chance für ein hochwertiges Marketing auf solider rechtlicher Basis, die auf Gebiets-, Orts- und Riedenweinen (DAC) fußt. Zuständig sei das Regionale Komitee. Einfließen sollen neben dem Terroir auch Faktoren wie die historische Bedeutung der Riede, wirtschaftliche Kriterien und Verkostungsergebnisse.
Tätigkeitsbericht der Geschäftsführung
Im Bemühen um sinnvolle Rahmenbedingungen für die heimische Branche nimmt der Weinbauverband bei verschiedenen in- und ausländischen Sitzungen teil. Geschäftsführer Direktor Josef Glatt gab dazu einen Einblick. Etwa auf internationaler Ebene: COPA-COGECA (Fachausschuss Wein); Beratender Ausschuss Wein der EU-Kommission; Konferenz der Europäischen Weinbauregionen (AREV); O.I.V. (Internationale Organisation für Rebe und Wein). Hauptthemen für Österreich: Ausweisung des Nährwerts bzw. Zutatenliste bei alkoholischen Getränken, Antikrebs-Kampagne (leider ohne Unterscheidung zwischen Missbrauch und mäßigem Konsum). Neu: die Sustainable Use Regulation (SUR). Der EU-Vorschlag im Rahmen des Green Deals sieht eine Reduktion der Pflanzenschutzmittel um 50% bis 2030 vor (egal, ob konventionell oder Bio) sowie ein Verbot in sensiblen Gebieten – was ein Aus für diverse Weinbaugebiete bedeuten würde und einen großen Aufschrei in der Branche zur Folge hatte.
Kassabericht: Die beiden Rechnungsprüfer bescheinigten dem Verband eine korrekte Kassa-Führung, die Abstimmung entlastete den Vorstand. Beschlossen wurde einstimmig eine Erhöhung des Mit-gliedsbeitrags.
W. Kaltzin