PRESSEKONFERENZ

Weinbauverband appelliert an Handel

Ein Artikel von DI Walter Kaltzin | 07.09.2020 - 13:29
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Nahmen Stellung zur bevorstehenden Ernte: Josef Glatt und Johannes Schmuckenschlager, Öst. Weinbauverband, sowie ÖWM-Chef Chris Yorke (v. l.)

„Die Keller werden voll, aber nicht übervoll“, rechnet Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager mit einer leicht unterdurchschnittlichen Ernte in der Größenordnung von 2,3 Mio. hl. Josef Glatt, Direktor des Weinbauverbands, geht von geordneten Marktverhältnissen aus.

Fruchtbomben mit Lagepotenzial
Durch die gute Wasserversorgung und die spätere Lese sehe es nach einem für Österreich klassischen Jahrgang aus: „frisch und spritzig“. „Die Weine der Lese 2020 könnten regelrechte Fruchtbomben werden“, prognostiziert Schmuckenschlager. Einen schönen Altweibersommer vorausgesetzt, werde es wieder möglich sein, Weine mit hohen Extraktwerten zu produzieren. „So wie mit dem Jahrgang 2019, vielleicht sogar noch eine Stufe höher, können wir dann das enorme Reifepotenzial unserer Weine aufzeigen“, fügt er hinzu.

Kostendeckende Traubenpreise
Abgesehen von Starkniederschlägen und punktuellen Hagelschäden sei Österreich bislang von großflächigen Unwettern verschont geblieben. „Vom Volumen her können damit wieder alle Marktsegmente bedient werden – auch die unteren, die nach kleineren Ernten vor 2018 verloren wurden“, so Schmuckenschlager. Als Wehrmutstropfen führte der Weinbaupräsident die erneut niedrigen Traubenpreise am freien Markt an. Der Weinbauverband erwarte sich hier einen nationalen Schulterschluss. Gerade in Hinblick auf das schwierige Corona-Jahr appelliert er an die von der Krise profitierenden Lieferanten und den Lebensmittelhandel, korrekte bzw. kostendeckende Traubenpreise zu zahlen. Er spricht in seinen Forderungen von mindestens 50 Cent pro Kilogramm, um nicht unter den Gestehungskosten zu liegen.

Lebensmittel- und Onlinehandel gewinnen
Die Coronavirus-Pandemie hätte die Bereiche der Weinwirtschaft unterschiedlich getroffen, skizzierte ÖWM-Chef Chris Yorke die Auswirkungen auf den Weinverkauf. Während sich die Landgastronomie nach dem Lockdown wieder gut erholt habe, zeige sich die städtische und besonders die Eventgastronomie schwach. Ebenso gebe es Einbußen im Export. Auf der Gewinnerseite: Im Lebensmittelhandel sei weit mehr Wein gekauft worden und manche Winzer hätten im Onlinegeschäft deutlich zugelegt, auch der Ab-Hof-Verkauf profitiere mittlerweile.

Hoffnung auf VieVinum
Hinsichtlich künftiger Wein-Veranstaltungen und Messen könnte die VieVinum Ende Mai 2021 eines der ersten großen Treffen der Weinwirtschaft werden und damit Österreich in den Mittelpunkt rücken, wagte Schmuckenschlager eine erste vorsichtige Prognose. Die Abhaltung der ProWein (Düsseldorf) bereits im März 2021 hält er dagegen für nicht allzu wahrscheinlich.

DI W. Kaltzin