Weinbauverband

Delegiertenversammlung 2019

Ein Artikel von DI Walter Kaltzin | 11.11.2019 - 13:08

In den Eröffnungsworten ging Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager auf personelle Weichenstellungen ein – zuerst seine eigene Person betreffend: Ein verbandsinternes Arbeitsübereinkommen sieht vor, dass bis zur regulären Neuwahl des Vorstands die Landespräsidenten stärker eingebunden werden, insbesondere der burgenländische Präsident Andreas Liegenfeld. Hintergrund ist Schmuckenschlagers Hauptfunktion als Präsident der Landwirtschaftskammer NÖ. Zweite Personalagenda: Nachdem Herbert Schilling von Norbert Walter als Wiener Weinbaupräsident abgelöst wurde, musste dieser Schritt auch im Verband per Ergänzungswahl aktualisiert bzw. beschlossen werden.

Bericht des Präsidenten zur Weinwirtschaft

Ernte: Mit 2,4 Mio. hl Wein dürfte die Ernte 2019 wieder einem Durchschnittswert entsprechen (Abb. 1). Der im Großen und Ganzen erfreuliche Witterungsverlauf habe zu harmonischen Weinen geführt. Aufgrund der hohen Bestände sei der Hektarhöchstertrag unverändert geblieben, eine Säuerung aus mikrobiologischen Gründen jedoch zugelassen.

Kritik übte Schmuckenschlager an den ersten beiden Ernteschätzungen der Statistik Austria. Zu hohe Zahlen hätten den Markt negativ beeinflusst und zu grenzwertigen Traubenpreisen geführt. Wer aber fixe Abnehmer hatte, konnte mit weit besseren Preisen rechnen. „Der Vertragsweinbau zahlt sich aus“, betonte der Weinbaupräsident.

Weinbestand: Nachdem durch kleinere Erntemengen und folglich hohe Traubenpreise in den Jahren 2014 und 2016 untere Marktsegmente verloren gingen, ist mit der großen Ernte 2018 der Weinbestand stark angestiegen (Tab. 1). Mit den 3 Mio. hl im Rücken (Stichtag Ende Juli) gelte es nun, die gestiegenen Einfuhren wieder zurückzudrängen. Eine Grafik (Abb. 2) verdeutliche die jüngsten Entwicklungen: Die Ausfuhren steigen mittlerweile mengenmäßig, „doch das geht nicht von heute auf morgen“, ergänzte Schmuckenschlager. Sorge bereite dem Weinbaupräsidenten der sinkende Weinkonsum in vielen Ländern.

Abgrenzung Weinrieden: Als wichtigen Schritt zur Verwendung der kleinstmöglichen Herkunftsangabe sieht Schmuckenschlager die parzellenscharfe Definition der Rieden. Das erhöhe die  Sicherheit bei der Verwendung von Rieden als gesetzlich definierte Herkünfte auf dem Etikett. An einer generellen Klassifizierung habe der Verband kein Interesse, da es einen Eingriff in Privateigentum bedeute.

DAC-Verordnungen: Die DAC-Familie wächst zügig und wird laufend angepasst: DAC-VO Carnuntum verlautbart, DAC-VO Wachau in Begutachtung. Mit der steirischen DAC-Lösung habe man neue Wege beschritten und erstmals die Vielfalt abgebildet.

Reformpaket GAP 2020: Mit der neuen EU-Kommission werden die Diskussionen fortgesetzt, eine Umsetzung sei aber nicht vor 2022 wahrscheinlich. Themen sind etwa das Förderwesen, die Pflanzgenehmigungen, der teilweise entalkoholiserte Wein und die Nährwertkennzeichung bzw. Zutatenliste.

Tätigkeitsbericht der Geschäftsführung

Geschäftsführer Direktor Josef Glatt gab einen Überblick zu den in- und ausländischen Aktivitäten des Weinbauverbands im Bemühen um sinnvolle Rahmenbedingungen für die heimische Branche. Der Einsatz erfolge ähnlich einer klassischen Lobbyarbeit auf vielen offiziellen Ebenen:

COPA-COGECA (Fachausschuss Wein); Beratender Ausschuss Wein der EU-Kommission; Konferenz der Europ. Weinbauregionen (AREV); O.I.V. (Internationale Organisation für Rebe und Wein). Relevante Themen für Österreich seien das Genehmigungssystems bei Rebpflanzungen, die zukünftige Ausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und die Nährwertkennzeichung bzw. Zutatenliste. Bei letzteren setzt sich
der Verband für eine praktikable Lösung ein (Vorschlag: Nährwertkennzeichung in Form einer Kalorienangabe).

Förderungen: Die derzeit bestehenden Fördermöglichkeiten (Umstellung, Investment- und Absatzförderung, Ernteversicherung) laufen praktisch unverändert weiter, auch das Budget bleibt im Wesentlichen unverändert. Nationale Förderprogramme müssen sich zukünftig aber verstärkt an die Zielen der neuen EU-Kommission anpassen. Hier sei eine Ökologisierung zu erkennen, ergänzte Glatt. Eine Umstellung in der Abwicklung, hin zur AMA, habe sich bislang ohne nennenswerte Probleme bewährt.

Invekos/Kataster: Die Umstellung von Kataster auf das förderkonforme Invekos-System sei weit fortgeschritten. Einzelne noch nicht erfasste -Flächen müssen noch digitalisiert werden.

Nachhaltig Austria: 161 Betriebe mit einer Fläche jenseits der 4.000ha sind derzeit zertifiziert, momentan läuft ein Evaluierungsprogramm. 

Kassabericht: Die beiden Rechnungsprüfer bescheinigten dem Verband eine korrekte Kassa-Führung, die Abstimmung entlastet den Vorstand. Ebenso beschlossen wurde das Beibehalten der Höhe des Mitgliedsbeitrags.

Zum Abschluss folgten Wortmeldungen seitens des noch aktiven und des zukünftigen ÖWM-Chefs. Willi Klinger, längstdienender ÖWM-Chef (13 Jahre), verwies auf die begrenzten Möglichkeiten der ÖWM: „Wir können das Image aufbauen und für Weinwissen unter den Konsumenten sorgen, doch der Verkauf liegt nach wie vor beim Winzer selbst.“

Schmuckenschlager dankte dem scheidenden ÖWM-Chef und betonte, dass man mit Chris Yorke und Christian Zechmeister für die Herausforderungen im In- und Ausland gut gerüstet sei.

DI W. Kaltzin