Leitartikel 04-2022

Krisen sorgen für Kostensteigerungen

Ein Artikel von CR Prof. DI Josef Glatt, MBA | 05.04.2022 - 15:56
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Enorme Preissteigerungen der Weinflaschen innerhalb kurzer Zeit setzen Winzern zu © W. Kaltzin

Unsere Anteilnahme gilt der Bevölkerung in der Ukraine, die im direkten Kriegsgeschehen oder auf der Flucht viel Leid erdulden muss, aber auch jenen Russen, die mit dem Einmarsch in die Ukraine nicht einverstanden sind und dies auch öffentlich kundtun. Mit drastischen Sanktionen versuchen die EU, die USA und viele andere Länder, Russland zum Einlenken zu bringen. Die Sanktionen haben aber auch gravierende Auswirkungen auf unsere Wirtschaft und damit auch auf die Weinwirtschaft.

Schon mit der Pandemie gab es Lieferengpässe an Betriebsmitteln, speziell bei Düngemitteln und Flaschen. Gerade bei diesen und anderen energieintensiven Betriebsmitteln gibt es jetzt zusätzlich starke Preiserhöhungen. Mit der Ukraine-Krise hängt die sichere Energieversorgung an einem seidenen Faden. Das hat sich sprunghaft in den Energiekosten, sowohl bei Treibstoffen als auch bei Gas, niedergeschlagen. Die Krise zeigt einmal mehr die Notwendigkeit, einerseits von Energie-Importen unabhängiger zu werden und andererseits, die Energiewende in Richtung alternativer Energiequellen voranzutreiben. Hier kann es aber leider keine kurzfristigen, sondern maximal mittelfristige Lösungen geben.
Nicht vergessen werden darf in der aktuellen Krise auch der hohe Anteil an ukrainischen Arbeitskräften in der Landwirtschaft, die jetzt einmal kurzfristig wegfallen. Die einsetzende Inflation tut das ihre, dass die Produktionskosten weiter in die Höhe gehen.

Damit ist klar, dass die Produktionskosten einer Flasche Wein steigen und weiter im Steigen begriffen sind. Die hohen Produktionskosten werden sich daher auch im Verkaufspreis des Weines niederschlagen müssen. Dies trifft insbesondere auf die Fassweinpreise und auf den preissensiblen Einstiegsbereich im Lebensmittelhandel zu. Gerade der Lebensmittelhandel ist hier gefordert, bei den Lebensmitteln die erhöhten Produktionskosten adäquat zu berücksichtigen, sonst geht der vorgelagerten Wirtschaft, nämlich den Winzern und dem abfüllenden Weinhandel, die Luft aus.

Der Vollständigkeit halber sei im Hinblick auf die Krisenregion noch die diesbezügliche Weinhandelsbilanz zu beleuchten: Laut Statistik Austria hat die österreichische Weinwirtschaft im Jahr 2021 nach Russland 275.000 Liter zu einem Exportwert von knapp 900.000 € und in die Ukraine 72.000 Liter Wein zu einem Exportwert von knapp 500.000 € exportiert. Der tatsächliche Wert nach Russland wird aber höher sein, da einige Exportflüsse dorthin über andere Länder stattfinden. Angesichts eines Gesamtexportwertes des österreichischen Weines von über 200 Mio. Euro eine überschaubare Größenordnung. Trotzdem sind Russland und die Ukraine wichtige Hoffnungsmärkte für den österreichischen Wein.

CR Prof. DI Josef Glatt, MBA