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Rotwein im Fokus

Ein Artikel von red. | 05.11.2015 - 14:43

Die Weinernte 2015 ist vorüber und der Großteil der Winzer kann auf eine tolle und zufriedenstellende Ernte zurückblicken. Besonders die heurige Rotweinernte scheint ein besonders vielversprechender Jahrgang zu werden. Abgesehen von der Qualität war aber die Preissituation beim Rotwein auch während der heurigen Weinernte nach wie vor unzufriedenstellend. Dies ist insofern unverständlich, als die vergangenen zwei Rotwein-Jahrgänge von der Menge her gering und qualitativ nicht zu den herausstechenden Jahrgängen zählten. Der Rotweinbestand Ende Juli war mit 1,13 Mio. Hektoliter dementsprechend niedrig. Dass die Rotweinpreise angesichts dieser Marktsituation und der hervorragenden Qualitäten, die in den Weingärten heranreiften, nicht etwas mehr angezogen haben, ist unverständlich und muss auch als hausgemacht bezeichnet werden. Natürlich gibt es im Vertragsweinbau auch zufriedenstellende Weinpreise, auch beim Rotwein, aber die Preise am freien Markt mit 35 bis 40 Cent pro Kilogramm entsprechen nicht den angebotenen Qualitäten.

Fokus auf autochthone Sorten

Die Lösung des Problems kann aber sicher nicht sein, dass wieder ein Großteil der Weingärten auf Weißwein umgestellt wird, wenn auch beobachtet werden kann, dass bei den Umstellungen verstärkt Weißwein angepflanzt wird. Obwohl es im Weinviertel natürlich auch größere Flächen an Rotweingärten gibt, hat sich die Anbaufläche in Österreich mittlerweile ziemlich gut strukturiert. So wird nördlich der Donau und in der Steiermark hauptsächlich Weißwein angebaut. Aber in den Anbaugebieten südlich der Donau (Burgenland, Carnuntum, Thermenregion, Ausnahme Steiermark) überwiegt in Summe der Rotweinanbau mit 55%. Neben einigen Spezialitäten, die mit internationalen Rebsorten hergestellt werden, wird der Fokus doch deutlich auf unsere autochthonen österreichischen Rebsorten gelegt. Dies sind vor allem Zweigelt und Blaufränkisch, aber auch der St. Laurent hat seinen Stellenwert. Nicht übersehen werden darf, dass der Blaue Burgunder ebenfalls seit Jahrhunderten in Österreich heimisch ist. Verstärkt wird die Fokussierung auf unsere heimischen Rotweinsorten durch die Etablierung innerhalb der DACs.

Reife, Frucht und Zugänglichkeit

Natürlich gab es einen gravierenden Wandel im Konsumverhalten des Österreichers. Anfang der 2000er Jahre hat der Österreicher noch genauso viel Rot- wie Weißwein getrunken. Mittlerweile ist das Pendel nach dem Rotwein-Boom der 1990er Jahre ab 2000 wieder zurückgeschwungen. Nicht übersehen werden darf bei dieser Bilanz, dass es sich einerseits einem Großteil der Weinimporte natürlich ebenfalls um Rotwein handelt, der in die Konsumbilanz eingerechnet werden muss. Andererseits sollte nicht übersehen werden, dass die österreichische Weinwirtschaft bereits einen relativ großen Anteil auch in andere Länder exportiert. Rund 38% des gesamten Weinexportes macht Rotwein aus. Siehe dazu die Grafik der ÖWM, die zeigt, wohin hauptsächlich Rotwein exportiert wird. Dabei handelt es sich nur in geringem Umfang um Entlastungsexporte, denn bei 80% dieser Rotweinexporte handelt es sich um Flaschenwein! Ich bin überzeugt davon, dass der österreichische Rotweintyp, der bei all seiner Reife immer auch von einer klaren erkenn­baren Frucht und Zugänglichkeit geprägt ist, national immer seine Liebhaber haben und international auch immer mehr Gefallen finden wird.

CR DI Josef Glatt