Deutschland

Erster Jahrgang ohne Eiswein?

Ein Artikel von Redaktion | 02.03.2020 - 11:47
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Der Anblick gefrorener Trauben am Rebstock ist nicht nur in Deutschland bereits selten geworden © DWI

„Aufgrund des milden Winters wurde in keinem deutschen Weinbaugebiet die für eine Eisweinlese erforderliche Mindesttemperatur von minus sieben Grad Celsius erreicht. Und die kommenden Tage lassen ebenfalls keine frostigen Nächte mehr erwarten“, erklärte Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut (DWI).
Die Bedingungen für die Eisweinherstellung in Deutschland waren in den vergangenen Jahren schon öfter nicht optimal, aber es konnten zumindest punktuell immer noch gefrorene Trauben für diese edelsüße Spezialität geerntet werden. „Zuletzt war dies im 2017er Jahrgang der Fall, von dem unseres Wissens bundesweit nur sieben Erzeuger Eiswein ernten konnten. Davor war der Winter 2014/2015 so mild, dass Eiswein aus dem Jahrgang 2014 ebenfalls eine absolute Rarität ist“, so Büscher.

Herausforderungen werden größer
Ein Problem für die Eisweinproduktion ist auch, dass sich in den letzten Jahren die Termine für eine mögliche Eisweinlese immer öfter bis in den Januar und Februar hinein verschoben haben, während gleichzeitig die Trauben tendenziell immer früher reif werden. Dadurch wird der Zeitraum, den die Trauben in einem gesunden Zustand bis zu einer möglichen Eisweinlese überstehen müssen, immer länger. Auch sinkt tendenziell die Bereitschaft der Winzer, Trauben für die Eisweinbereitung hängen zu lassen. In Jahren mit geringen Erträgen gehen immer weniger Erzeuger noch das Risiko ein, weitere Trauben durch eine eventuell ausbleibende Eisweinlese zu verlieren.
Zu den guten Eisweinjahren des vergangenen Jahrzehnts zählen in Deutschland die Jahrgänge 2012 und 2015. „Wenn sich die warmen Winter in den nächsten Jahren häufen, dürften Eisweine aus den deutschen Weinregionen bald eine noch kostbarere Rarität werden, als sie es sowieso schon sind“, erklärte Büscher. Schließlich liege die Erntemenge beim Eiswein in der Regel durchschnittlich bei nur rund 500 Litern pro Hektar.

Nachtrag, 4. März 2020: Mittlerweile wurde bekannt, dass es einem Winzer in Württemberg offenbar doch gelungen ist, Eiswein vom Jahrgang 2019 herzustellen. Am 22. Jänner 2020 konnten bei minus 8,5°C gefrorene Trauben gelesen werden, die 100 Liter Eiswein erbrachten.